Fallbeispiel "Anita"
1. Klärung des Anliegens
Anita hat öfters Schwindelanfälle. Seit sie mal einen beim Auto fahren hatte, hat sie zusätzlich noch Panikattaken und traut sich nicht mehr längere Autofahrten zu unternehmen. Sie wünscht sich die Ursache für den Schwindel zu verstehen, da die Ärzte ihr auch mit Medikamenten nicht helfen konnten.
2. Intervention
Ich mache mit Anita eine kleine Aufstellung. Sie stellt einen Stuhl für sich und einen Hocker für den Schwindel auf. Schritt für Schritt fühlt sie in die jeweiligen Positionen rein und verändert deren Positionen. Die Pferde laufen frei mit herum. Das mittlere Pony knabbert unentwegt an dem Hocker herum. Anita möchte aber nicht hinschauen. Das Pony gähnt auffällig oft, ein Zeichen von Stressabbau. Nach einigem hin und her, möchte Anita sich den Hocke anschauen. Er ist wichtig und will gesehen werden. Sofort geht das Pony weg und interessiert sich nicht mehr für den Hocker. Das "Problem", der Schwindel wird ja nun endlich angeschaut. Nun kommt das große Pferd und stellt sich direkt neben Anita. Sie lehnt sich an und sagt: "Da kommt mein großer Beschützer". Wer das ist? Ich beobachte ein deprimiertes Pferd, schwankendes Pferd. Gibt es Leute mit Depressionen oder Süchten in deiner Familie? Sie weiß schon, wer das ist. "Das ist mein älterer Bruder, an dem ich sehr gehangen habe, bis er drogensüchtig wurde und ins Ausland ausgewandert ist." Ein großer schmerzhafter Verlust und unbewusst will sie anscheinend durch ihren Schwindel einen Teil der Last mittragen. Als das ausgesprochen wird, wird das Pferd munterer und nimmt Kontakt zu ihr auf.
3. Reflexion
Anita ist deutlich geworden, wie sehr sie unter dem Verlust des Bruders leidet. Sie möchte diese Gegenwart nicht wahr haben. Ich mache noch eine Übung mit ihr, um die Fäden, mit denen sie noch an ihrem Bruder hängt zu lösen. Sie erkennt, dass es für sie anstrengend war, die Steuerung übernehmen zu wollen und dass es ihrem Bruder mit seinem Leben gut geht. Danach erzählt sie, dass sie ihn schon lange besuchen wollte, aber sich nicht traute. Nun will sie bald verreisen...
4. Rolle der Pferde
Ohne die Anwesenheit der Pferde wären wir nicht so schnell auf den Punkt gekommen. Das erste Pony zeigt deutlich wo Stress liegt und was angeschaut werden soll. Das zweite Pferd bewirkt in Anita die Gefühle, die sie an ihren Bruder erinnern. Das Pferd zeigt deutlich die Symptome der Krankheit. Dadurch hatten wir eine klare emotionale Führung. Sabine hatte sowieso schon den Impuls ihren Bruder mal wieder zu besuchen, weil sie ihn einfach mal wieder drücken will.