Fallbeispiel "Gisela"
1. Formulierung des Anliegens
"Eigentlich" geht es Gisela gut. Zumindest besser als ihrer Mutter und ihrer Schwester. Aber mit den Partnerschaften will es nicht dauerhaft klappen. Bei der letzten war "eigentlich" alles gut aber ihr schlechtes Gewissen den beiden gegenüber wurde zunehmend größer. Es war dann fast eine Erleichterung als sie sich getrennt hat. Jetzt tut es ihr leid und sie trauert der letzten Beziehung hinterher.
?Was hindert mich daran vollends glücklich zu sein und eine erfüllte Partnerschaft zu leben?
2. Durchführung einer Intervention
Ich bitte sie zwei Symbole auf dem Platz zu verteilen. Eins für die Mutter und eins für den Vater. Ich möchte mir die Dynamik unter ihnen einmal anschauen. Es kommt Bewegung in die Pferdeherde und die kleine Stute stellt sich neben das Symbol der Mutter. Es kommen Gefühle in Gisela hoch, die sie von früher kennt. "Meine Mutter ist unsichtbar, passiv, abwesend und sieht mich nicht an." Die kleine Stute sieht aus, wie in einem dissoziiertem Zustand. Wir machen eine "innere-Kind-Arbeit" und schon kommt etwas Bewegung in das Pony. In der Zwischenzeit hat sich neben das väterliche Symbol das große Pferd gestellt. Und auch hier kommen spontan Gefühle in Gisela hoch. Ihr Vater war stark und groß. So wie neben diesem Pferd, hat sie sich auch bei ihrem Papa gefühlt. Gesehen und gut aufgehoben. Jemand zum Anlehnen. Doch durch die Trennung und wiel ihr ihre Mutter so leid tat, hat sie keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Es zeigt sich starke Loyalität der Mutter gegenüber. Ich bitte Gisela in Kontakt mit ihrem "Vater" (Stellvertreter Pferde) zu gehen. Dreimal hintereinander zeigt sich, dass ein drittes Pferd sich dazwischen schiebt. Der Vater muss sich entweder um das dritte Pferd kümmern oder um die "Mutter". Was bedeutet das? Gisela erzählt, dass sie als Erwachsene ein paar Mal Kontakt zum Vater aufgenommen hat und sich das Gesprächsthema immer um die Mutter oder die Schwester gedreht hätte. In dem Moment kommt Kampf unter den Pferden auf und Gisela verlässt fluchtartig den Pferdeplatz. Sie hat schon früher den Streit daheim gehasst und sich im Zimmer verkrochen. Sie sieht in dem dritten Pferde eindeutig ihre Schwester, die immer auf Streit aus war und sich mit dem Vater sehr gezofft hat. Gisela wird traurig, weil sie wie immer im Schatten der anderen beiden Frauen steht und doch auch gerne Aufmerksamkeit vom Vater hätte. Ich ermuntere sie, sich noch einmal auf den Pferdeplatz zu trauen und sich etwas mehr zu präsentieren. Vom Naseputzten hält sie noch das Päckchen Taschentücher in der Hand. Sie will es gerade verstauen als das große Pferd neugierig auf sie zu kommt und daran schnuppert. Sie lacht erleichtert, hätte sie nie gedacht, dass die Pferde so schnell das Streiten aufhören, geschweige denn dass das Pferd sich doch noch für sie interessieren könnte. Sie ist happy!
3. Reflexion
"Wie schade, dass ich meinen Vater meiner Mutter zuliebe geopfert habe. In zukunft möchte ich mehr Kontakt zu meinem Vater und habe auch schon Ideen, wie ich die Treffen gestalten kann." Ich mache mit Gisela noch eine Übung zur Auflösung des inneren Sabotageprogramms.
4. Rolle der Pferde
Hier hat sich mal wieder gezeigt, wie hilfreich die Pferde uns den Weg weisen. Diese Gefühle neben der Mutter oder auch neben dem Vater werden so leicht angetriggert. Das würde allein über den Kopf nicht so spontan und leicht funktionieren. Und wie sie dann miteinander agieren und sogar kämpfen- einfach phänomenal. Erst beim dritten Mal haben wir die Botschaft wirklich verstanden. Die Mutter oder die Schwester schieben sich mit ihrer Aufmerksamkeit und dem Streit zwischen Gisela und den Vater. Richtige Saboteure.