Fallbeispiel "Hannelore"

1. Klärung deines Anliegens

Hannelore fühlt sich dauerhaft gestresst und müde. Sie kann nicht genau benennen, ob es an den Kindern, dem Mann oder an der Arbeit liegt. Sie erzählt mir von ihrem Alltag und beschreibt es mit den Worten "Es lastet so viel auf meinen Schultern, dass ich manchmal nicht die Kraft habe aus dem Bett zu kommen. Wenn ich mal freie Zeit habe, möchte ich nur schlafen." 

2. Intervention

Wir gehen auf den Pferdeplatz, auf dem sich die drei Pferdchen frei mit uns bewegen können. Ich baue eine Timline auf mit den Felder Jetzt, nahe Zukunft und entfernte Zukunft. Ich leite Hannelore zu einer inneren Bilderreise ein, in der sie sich einen Rucksack auf ihrem Rücken vorstellt (Imaginationstherapie). Sie beschreibt ihn als sehr sehr schwer und die Träger schneiden auf den Schultern ein. Ich ermuntere sie ihn einmal abzusetzen und hineinzuschauen. Es fällt ihr unheimlich schwer dies zu tun. Als sie ihn dann tatsächlich öffnet, sieht sie ihre drei Kinder darin sitzen. Zu dieser  Zeit wird sie sehr von einem Pony bedrängt und genervt. Sie holt die Kinder (in ihrer Vorstellung) raus und fragt ob es für die Kinder ok wäre, wenn sie alleine weiter gehe. Die Kinder zeigen sich erfreut und so fällt es Hannelore leichter mit dem restlichen Gepäck im Rucksack weiter zu gehen. Das Pony bleibt im Hintergrund und folgt ihr nicht mehr. Beschwingt läuft sie (in der Imagination) auf einen Berg. Da steht eine Bank und sie setzt sich darauf, sieht auf einen See hinab und in den Sonnenuntergang. Neben ihr sitzt ihr Hund. Sie kann zum ersten Mal wieder durchschnaufen. Dieses Gefühl lasse ich für sie noch mal intensiver werden und verankere es in Ihrem Körper.

3. Reflexion

Im Nachgespräch kam heraus, wie lange sie schon den Wunsch hat alleine zu verreisen. Das Bild vom See in den Bergen hat sie sogar schon auf ihrem Handy als Hintergrundbild.  Ich lasse sie träumen, wenn alles möglich wäre, was würdest du tun? "Mit dem Hund in die Berge fahren." ?Wie lange, 1 Woche? Ein entschiedenes Nein kommt zurück. Mindestens 3, besser 5 Wochen. Ein tiefer Herzenswunsch wird konkreter, ein entspanntes Lächeln auf den Lippen. ?Wie realistisch ist das? Sie fällt förmlich in sich zusammen. In dem Moment kommt das Pferd, das unbemerkt in dieser Phase direkt hinter ihr gestanden ist und schubst sie an. "Danke, das habe ich jetzt gebraucht. Alleine hätte ich den Schritt so nicht machen können. Aber ich weiß, dass ich ihn machen muss." In dem Moment kommt ihr eigener Hund, der die ganze Zeit ruhig auf der Wiese gelegen ist, angerannt und setzt sich bei Fuß neben sie. Sie muss lachen und sagt: Natürlich nehme ich dich mit!" ?Für wen steht das Pferd? ? Wer oder Was kann dir im echten Leben den Stubserer geben? "Mein Mann!" Mit einem konkreten Plan geht sie nach Hause.

4. Anteil der Pferde an dem Prozess

Hannelore wurde durch das nervige Pony im ersten Teil der Imagination unterbewusst daran erinnert, wie anstrengend die Kinder sind. Dadurch kam dieses Bild der Kinder im Rucksack in ihr hoch. Ich wusste, dass das stimmig ist, weil das Pony in dem Moment aufhörte und den Raum verließ, als sie es aussprach. Im späteren Verlauf erhielt Hannelore den nötigen Schubser. Auch davor hat das Pferd schon gespürt, dass sie Unterstützung und Stärke braucht. Es hat dann für den entscheidenden Schritt etwas nachgeholfen und es zeigte sich, dass da jemand ist, der sie dabei unterstützt.


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