Fallbeispiel "Ursula"

1. Formulierung des Anliegens

Ursula fühlt sich in Menschengruppen oft nicht zuge´hörig. Auf der einen Seite will sie es auch gar nicht, weil sie auch viele Vorurteile hat. Aber wenn sie dann eher alleine da´ steht, überfällt sie so eine Traurigkeit. Dieses Gefühl schildert sie so, als ob sie einen schweren Mantel tragen würde.

2. Intervention

Ich leite Ursula an, mir dieses Gefühl mit dem Mantel näher zu beschreiben. Sie beschreibt ihn, wie ein Kettenhemd aus einem bestimmten Metall. Sehr schwer. In dem Moment stellt sich die Stute auf die linke Seite und stupst ihre Hand an. Ich frage sie, ob der Mantel zu ihr gehört oder eher zu jemand anderem? Sie sieht die Aufforderung der Stute und sagt, dass der Mantel ein Schutzsymbol der mütterlichen Linie war. Sie möchte ihn zurück geben. Die Stute hört auf zu stupsen und legt sich stattdessen hin. Als ob die Last des Mantels zu schwer ist. Ursula beschreibt die Erleichterung aber auch, dass sie noch einen Mantel trägt. Einen purpurfarbenen Königinnenmantel. Schön und kuschelig aber irgendwie auch schwer. In etwas Entfernung stellt sich der große Wallach hin. "Ist das dein Mantel? Möchtest du ihn weiter tragen?" Ursula gibt ihn ihrem Vater zurück. Das ist passend. Aus schlechtem Gewissen, weil er uns verlassen hat, hat er mich wie eine Prinzessin behandelt. Das war schon anstrengend und nicht leicht dem gerecht zu werden. Auch dieses Pferd legt sich hin und stöhnt. Wir sehen, wie schwer diese Mäntel gewesen sein müssen.

Überraschenderweise hat sie darunter einen dritten Mantel. Fein und zart und selbst gewebt. Er ist fast unsichtbar und schützt, wenn man es braucht und durchlässig, wenn man es wünscht. Den möchte sie behalten. Diese Erkenntnis ist sehr erleichternd. Wir sprechen noch ein paar Heilsätze und sehen auch die Entspannung in den Pferden zurückkommt und wie sich diese wieder hinstellen. Ein deutliches Zeichen, dass die Sitzung hier beendet ist.

3. Reflexion

Ursula ist unheimlich erleichtert nach dieser Arbeit und es macht so viel Sinn zu sehen, was sie von den Eltern, bzw. Ahnen übernommen hat. Das Bild von dem "magischen, dünnen Umhang" nimmt sie mit. Ein schönes Bild Kontakte in Zukunft so zu gestalten, wie es ihr gut tut. Abgrenzend vor unschönen Kontakten und durchlässig für viele schöne neue Kontakt. Sie strahlt.


4. Anteil der Pferde

Viele denken vielleicht ich mach Humbug und interpretiere irgendwas in die Pferde hinein. Aber wenn Du sowas siehst, wie zwei Pferde sich vor dir hinlegen und zeitgleich wieder aufstehen, wirst auch du nur noch staunen. Nach so einer Session bin ich voller Demut, wie intensiv die Pferde mit uns arbeiten und uns unterstützen.